Es ist ein bekannter Topos der Tierrechtlsindustrie: die Zähne von Orcas. Immer wieder wird dies zur Sprache gebracht und man nutzt dabei das Unwissen vieler gutgläubiger Tierfreunde aus, um schon längst widerlegte Anschuldigungen wiederzukäuen.
Orca-Zähne in der Wildbahn
Es ist ein bekannter Topos der Tierrechtlsindustrie: die Zähne von Orcas. Immer wieder wird dies zur Sprache gebracht und man nutzt dabei das Unwissen vieler gutgläubiger Tierfreunde aus, um schon längst widerlegte Anschuldigungen wiederzukäuen.
Orca-Zähne in der Wildbahn
Die Zähne von Schwertwalen sind anders beschaffen als menschliche Zähne – das betrifft nicht nur ihre Größe und Form. Die Zähne von Orcas nutzen sich durch ihre Konsistenz recht leicht ab. Orcas, die in der Natur viele Haie fressen, wetzen die Zähne sogar bis zum Zahnfleischrand ab und gehen dann oftmals elendig zu Grunde. Aber auch Orcas, die auf andere Fische spezialisiert sind, zeigen in der Wildbahn deutliche Abnutzung von Zähnen wie man sie auch in Menschenobhut sieht.
Warum nutzen sich die Zähne also ab? Orcas haben keine Hände. Sie tasten auch nicht mit ihren Flippern, denn die haben andere Aufgaben als beim Menschen die Hände, obgleich sie anatomisch an ähnlicher Stelle sitzen. Orcas ertasten ihre Umwelt mit dem Mund. Zunge und Zähne sind zum Erforschen der Umwelt notwendig. Das nutzt die vergleichsweise weichen Zähne ab. Wer in Museen geht, die Orca-Skelette zeigen und die Zahnreihe im Originalzustand beließen, entdeckt abgewetzte, fehlende und/oder heruntergeriebene Zähne. Wer den Lesesaal des Museum Naturalis in Leiden besucht, sieht ein solches Orca-Skelett. Das Nordsee-Museum Bremerhaven hat dem Zucker-Museum in Berlin einen von Karies zerfressenen Orca-Zahn überlassen. Ganz berühmt ist das Skelett von Old Tom, bei dem man dies sogar ganz stark sieht.
Wer mal die Gelegenheit hat, bei der Nekropsie gestrandeter Tiere deren Zähne anzuschauen, wird es schwer haben eine makellose Zahnreihe zu finden. Besonders eindrücklich sind die Fotos von A. Kitchener. Die Fotos im National Museum Scotland zeigen Kiefer von gestrandeten Tieren. Unter der Registernummer NMS.Z.2015.142.78 findet man ein subadultes Männchen, dem sieben Zähne im linken Unterkiefer völlig fehlen und drei Zähne im rechten Unterkiefer weisen sehr gut sichtbare schwarze Löcher auf. Im Oberkiefer fehlen insgesamt 9 Zähne und einige sind stark abgerieben. Ein Weibchen (NMS.Z.2016.118) hatte im Oberkiefer vorne gar keine Zähne mehr – ganz als seien da nie welche gewesen und die restlichen sind deutlich abgerieben. Das sind nur zwei Beispiele von vielen.
Solche Zahnreihen sind in der Wildbahn übrigens nicht nur ein Problem der Orcas – man findet sie auch bei anderen Delfinarten. Bereits 1977 wurde wissenschaftlich beschrieben, dass man Zahnkrankheiten als durchaus normal beschreiben kann – für wilde Große Tümmler und sogar für solche im Delfinarium.
Orca-Zähne in Menschenobhut
Der wesentliche Unterschied zur Wildbahn ist, dass man die Zähne in Menschenobhut gut behandeln kann. Anders als in der Natur entstehen selten überhaupt erst Infektionen oder andere Krankheiten und wenn haben sie sich nach verhältnismäßig kurzer Behandlung schnell wieder erledigt. Für die Tiere ist das stressfreier als für die meisten Menschen die Behandlung beim Zahnarzt, denn für sie ist die Zahnpflege integriert in ein Training, an dem sie freiwillig teilnehmen.
Im Loro Parque werden den Tieren die Zähne regelmäßig gereinigt – nicht mit der Bürste, sondern mit einem Wasserstrahl. Den Tieren scheint dies zu gefallen, denn sie kommen dafür freiwillig sogar aus dem Wasser nur, um von den Trainern die Zähne gereinigt zu bekommen. So sind die Zahnreihen der Tiere zwar in auch für wilde Orcas nicht in ungewöhnlichem Maße abgenutzt, aber eben gesund. Aktuell hat kein Tier im Loro Parque irgendwelche Krankheiten in dieser Richtung – viele wilde Artgenossen wären froh, wenn das auch bei ihnen so wäre. Es wäre fast schon verwunderlich bei allen Tieren eine makellose Zahnreihe zu sehen.
Für SeaWorld kann ich an dieser Stelle nicht sprechen, weil ich weder die Zahnreihen bisher ordentlich gesehen habe, noch mir genau bekannt ist, welche Maßnahmen man wie zur Zahnpflege trifft oder wie gesund die Tiere aktuell sind. Im Loro Parque war es mir möglich, unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsstandarts, als unabhängiger Journalist, die Tiere zu beobachten. Dieser Schnappschuss von der Leitkuh Kohana entstand während einer Fütterung.
Kohana ist aktuell 15 Jahre alt und verglichen mit anderen Orca-Kühen, in der Wildbahn und in Menschenobhut, hat sie ein tadelloses Gebiss für ihr Alter. Sowohl der Veterinärmediziner vor Ort als auch eine unabhängige Tierärztin, konnten mir in persönlichen Gesprächen bestätigen, dass kein Tier irgendwelche Probleme hatte.
Pseudo-Wissenschaft von Tierrechtsaktivisten
Ingrid Visser, die den Loro Parque gelegentlich besucht und zu den Autoren einer sehr unseriösen Studie über Orca-Zähne gehört, hat richtigerweise keine Möglichkeit, die Orcas zu untersuchen oder andere Fotos zu machen als jeder andere Besucher. Es wäre nämlich fahrlässig, eine Person in die Nähe der Tiere zu lassen, die zum Beispiel sagt, dass die liebenswerte Orca-Dame Morgan lieber tot sein sollte, als im Loro Parque zu leben.
Unabhängige Experten und Wissenschaftler aber, die nicht mit ihr, die eine vielversprechende wissenschaftliche Karriere gegen die Wand fuhr, um Populismus über Orcas in Menschenobhut zu verbreiten, oder mit anderen Aktivisten dieser Couleur verbandelt sind, dürfen und sollen natürlich die Orcas begutachten können. Kein seriöser hat je die Zahnsituation moniert. So erreichte der Loro Parque bei dem renommiert besetzten und unabhängigen Audit für das Humane-Zertifikat die beste Bewertung.
Naturgemäß behaupten jene, die mit Desinformationen gutgläubige Spender zu ihrem Spendentopf locken wollen, das Gegenteil. Vier der fünf Autoren des eben schon erwähnten Papiers „Tooth damage in captive orcas (Orcinus orca)” sind nämlich Tierrechtsaktivisten und keiner von ihnen Tierarzt oder Experte im Bereich der Orcahaltung. Die Tierrechtsindustrie lässt sich in dieser Studie von zwei unehrenhaft entlassenen Ex-SeaWorld Trainern, einem Tierrechtsautor und einer sich ständig selbst disqualifizierenden Biologin vertreten. Die einzige Person, die auf eine akademische Qualifikation in diesem Bereich vorweisen kann, ist Carolina Loch (Santos da Silva) – sie ist allerdings auch keine Tierärztin. Zudem hat sie sich mit dieser Studie völlig dem Gespött seriöser Wissenschaftler ausgesetzt. Warum?
Anders als bei seriösen Zahnstudien wurden die Zähne der Tiere nie von diesen Autoren der Studie tierärztlich untersucht. Die Tierrechtsaktivisten sind einfach nur in die Parks gegangen und haben Fotos gemacht – wie sie jeder Zuschauer auch machen kann (also mit mehreren Metern Entfernung). Anhand dieser Fotos fand eine Auswertung statt. Man muss sich das mal vorstellen: Sie gehen zum Zahnarzt, der macht Fotos und stellt dann eine Diagnose. Das macht kein seriöser Arzt.
Somit kann jeder nachvollziehen, dass diese Pseudo-Wissenschaft ziemlich zahnlos ist, weil sie keine repräsentativen Aussagen treffen kann. Sie ist durch ihr Vorgehen das Papier nicht wert, auf dem sie ausgedruckt wurde. Das versuchen Aktivisten aktuell zu übertünchen und fahren ihre Werbung für die Studie ordentlich hoch, um Spender zu überzeugen doch noch für sehr intransparent und unseriös arbeitende Organisationen sauer verdientes Geld zu spenden, denn in der Tierrechtsindustrie verdient man gut – für die Top Player sind dreistellige Jahresgehälter in der Führungsetage keine Seltenheit. Solche aufgebauschten Skandale füllen zweifelsohne die Kassen und sind durch bei letztendlich 0 Ausgaben sehr lukrativ für Populisten.
Was bleibt über?
Außer ein bisschen Marketing-Futter bewirkt diese Studie nichts. Wer sie in der Fachwelt als Beleg zitiert, wird übel abgestraft werden. Außer in Tierrechtskreisen findet sie keine Verwendung, denn für mehr als Populismus, ist sie schlicht nicht seriös genug. Ob Loch je wieder respektabel wird arbeiten können, nachdem sie ihren Namen für diese Lächerlichkeit hergab, muss man abwarten. Es ist hochgradig peinlich ohne einen Veterinärmediziner, der die Tiere ordentlich untersuchte, aus der Zuschauerperspektive Einschätzungen zur Gesundheit der Tiere zu geben und das dann auch als Wissenschaft verkaufen zu wollen. Menschen, die sich minimal mit der Materie beschäftigt haben, wissen das auch.
Die Zoowelt wird diese Studie noch eine Zeit lang beschäftigen, weil sie gewiss immer wieder von den fanatischen Zoogegnern ausgegraben werden wird. Der Loro Parque hat darüber bereits informiert. Da die Aktivisten dieses Thema immer wieder anbringen, wurde es auch schon vor Längerem auf den YouTube-Kanal von zoos.media widerlegt, die dazu ein Video von dolphinaria.truth zitierten:
Man wird sehen wie lange die Tierrechtler noch auf diesem schon längst widerlegten Möchtgern-Argument herumreiten werden und wie viele Artikel, Videos und Blog-Posts es dazu noch gibt. Fest steht nur, dass die Lügen der Tierrechtsindustrie auch nicht wahrer werden, wenn man sie wiederholt oder versucht durch zahnlose Pseudo-Wissenschaft zu belegen.