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Author: Jenna Deedy

Eine umstrittene neuseeländische Walforscherin verursacht mit ihrer jüngsten PR-Maßnahme unter den Mitgliedern der Zoo-Gemeinschaft Verwunderung und stellt ihre eigene Ethik in ein zweifelhaftes Licht.

Ingrid Visser ist eine in Neuseeland geborene Walforscherin, die für ihre Studien an wilden Schwertwalpopulationen bekannt ist, die sie sowohl in Neuseeland, als auch in anderen Teilen der südlichen Hemisphäre durchgeführt hat. Außerdem führt sie Anti-Zoo-Kampagnen durch – Sie zählt zu denjeningen, die im Rahmen ihrer Mission Zoos aufsuchen, die Orkas beherbergen, Fotos macht, um sie dann als „Beweis“ für „Misshandlungen“ zu verbreiten.

Zudem ist sie für ihre fragwürdigen „Forschungsmethoden“ bekannt, die sie in den letzten Jahren mit einer skrupellosen Vorgehensweise gezeigt haben. Es zeigt sich auch in ihrer jüngsten PR-Kampagne, in der sie SeaWorld in gerichtliche Klagen verwickelt.

Ingrid’s PR-Kampagne

Im Jahr 2018 wurde Ingrid Visser von einer Kläger-Gruppe gefragt, ob sie für sie in dem laufenden Verfahren, das als „Anderson v. SeaWorld“ bekannt ist, als „unabhängige Expertin“ aussagen würde. In dem Prozess, der 2015 initiiert wurde, wurde bezugnehmend auf den Anti-Zoo-Film Blackfish behauptet, dass SeaWorld falsche Werbeaussagen in Bezug auf die Schwertwale in seiner Obhut machen würde.

Obwohl Teile der Anklagen abgewiesen wurden, wurde gleichzeitig zugelassen, dass gegen andere Punkte weiterverhandelt wird. Im Februar 2019, legte Visser einen Bericht vor, in dem ihre Ergebnisse diskutiert wurden, die auf einen „angeblichen“ Missbrauch hinwiesen. Die Anhörung in diesem Anklagepunkt wird voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres stattfinden. In Bezug auf Ingrid’s Beteiligung wird schnell klar, dass sie als einzige „Expertin“ in diesem Fall geladen ist, während es doch möglich wäre, weitere Experten einzubeziehen, um eine zweite Meinung einzuholen.

Es könnte ein weiterer PR-Schritt für die Forscher-wird-zum-Extremisten-Widersprüche werden, der zufällig eine lange Geschichte einer fragwürdigen Ethik ist.

Free Morgan Foundation: Orca-Rettung oder Tierrechts-Betrug? 

Das Motiv hinter Ingrid Visser’s Stiftung Free Morgan Foundation ist einfach: Das Ziel ist es, den Schwertwal Morgan, der gerettet wurde und derzeit mit einem eigenen Kalb im Loro Parque lebt, aus der menschlichen Obhut zu entfernen und in ein potentiell gefährliches „Auswilderungs-Programm“ zu überführen. Bis jetzt hat Ingrid Visser das hart verdiente Spendengeld, das für die Rettung und Rehabilitierung vorgesehen war, für Gerichtsverfahren ausgegeben, die allesamt in einer gerichtlichen Niederlage endeten.

Zudem belegt schon der Name der Organisation, dass es ihr lediglich um Morgan geht und nicht um andere Tiere. Obwohl sie oftmals die anderen Tiere, die im Loro Parque leben, nutzt, um die Sympathie und Spendenwilligkeit eines besorgten Publikums zu wecken, das getäuscht wird, indem ihm vorgegaukelt wird, dass selbst wenn Morgan nicht in ein Meeresreservat verlegt wird, wie Visser es verspricht, das Geld dann zum Wohl anderer Tiere in Not eingesetzt würde, was allerdings keinesfalls der Fall ist.

Bevor Visser schließlich Anfang 2018 aus dem Loro Parque verbannt wurde, wurde nachgewiesen, dass sie die Gelder der Free Morgan Foundation nutzte, um regelmäßig nach Spanien zu reisen, um Fotos und Videos von Morgan zu machen, mit denen sie ihre falschen Anklagen über die Haltung von Schwertwalen in diesem Zoo fortsetzte, um mehr Spendengelder zu regenerieren. Die Richtlinien des Loro Parque verbieten es, Fotos und Videos seiner Tiere für kommerzielle Zwecke zu nutzen, sofern keine ausdrückliche Genehmigung dafür vorliegt. Trotzdem hat Visser diese Vorgabe wiederholt missachtet und alle Fotos und Videos zu einem Teil ihrer Anti-Zoo-Propaganda gemacht, die dann für kommerzielles Marketing für die Free Morgan Foundation genutzt wurden. In einem Maße, das dazu führte, dass das Personal des Loro Parque ihr ein dauerhaftes Hausverbot ausgesprochen hat.

Es hilft nicht, dass die wahren Motive, die hinter der Free Morgan Kampagne stehen, nicht etwa Morgan selbst war oder einen Unterschied für Orcas überall zu bewirken, sondern dass sie gerade zu diesem Zeitpunkt ihre neue Kampagne startete. Visser hatte zuhause in Neuseeland eine Menge finanzieller Probleme, die  sie  an den Rand des Ruins und dem Verlust ihres Hauses führten. Deshalb ist es vielleicht in erster Linie das Geld, das sie vorrangig motivierte, die Gruppe ins Laufen zu bringen

Deshalb ist die eigentliche Frage, die sich zu dieser speziellen Gruppe stellt: Sorgte sich Ingrid tatsächlich um das Wohl eines verwaisten, geretteten Orcas oder brauchte sie in erster Linie das Geld?

Die gesamte “Bob”-Geschichte

Im Jahr 2016 war  Ingrid Visser in einen  misslungenen Rettungs- und Rehabilitierungsversuch eines verwaisten Schwertwalkalbes, verwickelt. Drei Wochen nachdem es erstmals ohne Familie gesichtet wurde, wurde es „Bob“ genannt. Während des misslungenen Rehabilitierungsversuchs, hielt Visser das sechs Monate alte Kalb in einem kleinen Becken, wo ihm viel zu viel menschlicher Kontakt mit Visser und ihrem Personal zukam. Diese Interaktionen gingen so weit, dass Visser seinen Bauch streichelte oder sogar erlaubte, dass kleine Kinder ihn während der Behandlung streichelten. Sie ging sogar so weit, sich selbst als seine „Mama“ zu bezeichnen, während sie mit ihm herumalberte.

Es war schon schlimm genug, dass niemand eine Maske trug, wie es bei der Rehabilitierung eines kranken und gestrandeten Cetaceo Vorschrift ist – während sie Bob behandelten. Nicht überraschend.

Auch wenn es das Argument gibt, dass es für Bob besser war, in einem Pool gesund gepflegt, anstatt eingeschläfert zu werden, wie es in den meisten Fällen von gestrandeten Cetaceen der Fall ist, wäre es viel besser gewesen, den Fokus auf das Auffinden seiner Familiengruppe zu lenken und so eine potentielle Wiedervereinigung zu ermöglichen, bevor man das Tier rettet und rehabilitiert. Ich meine, drei Wochen lang wussten Visser, ihr Personal und das neuseeländische Amt für Artenschutz von Bob und der Möglichkeit, dass das Tier zu einer Gruppe gehört, die üblicherweise auf der Durchreise ist und sich vielleicht noch in der Nähe aufhielt. Und das war bereits bekannt, bevor es so schwach wurde, das es schließlich gerettet wurde.

Das Problem mit durchreisenden Orca-Gruppen ist, dass es, sobald sie ein Gebiet verlassen haben, Jahre dauern kann, bis sie in das gleiche Gebiet zurückkehren. Selbst wenn Bob es geschafft hätte, sich zu erholen und zu überleben, wäre es sehr unwahrscheinlich, dass eine solche Wiedervereinigung gelungen wäre. Aber nachdem es in Neuseeland illegal ist, Cetaceen in Zoos zu halten, wäre es sehr schwierig gewesen, eine Anlage zu finden oder zu bauen, in der Bob hätte leben können.

Die Tragödie des kleinen Bob legte nicht nicht nur die Unerfahrenheit einer Walforscherin offen, die einst ein offenes Meeresreservat in Washington State vorschlug, in dem über 300 Cetaceen leben sollten, sondern auch den Mangel an Selbstvertrauen.

Die norwegische PR-Kampagne, über die niemand spricht 

Im Zuge der Nachforschungen, die 2015 von Eric Davis und Erin McKinney angestellt wurden, wurde aufgedeckt, dass Ingrid plante, einen „Spezialgast“ für eine Orca-Schnorchel-Tour im Winter 2016 zu halten. Sie sollte von Waterproof Expeditions, einem Tauchunternehmen, das auf Sporttauchen und Schnorcheln spezialisiert ist, organisiert werden. In E-Mails, die den beiden Reportern vorlagen, wurde aufgedeckt, dass Visser und das Unternehmen $3,810.10 pro Person für das Schwimmen mit einer wilden Orca-Gruppe vor der norwegischen Küste berechnete.

Während es für Visser viel logischer wäre, mit einem Walbeobachtungsunternehmen im pazifischen Nordwesten zusammenzuarbeiten, um Menschen zu ermöglichen, wilde Orcas von einem bequemen Boot aus zu beobachten, ist Visser für das Schwimmen mit wilden Orcas bekannt.

Dabei gibt es sowohl in den USA als auch in Vissers Heimat Neuseeland Gesetze, die verbieten, dass Menschen wilde Schwertwale belästigen. Zum Beispiel legt das United States Marine Mammal Protection Act (US-Meeressäuger-Schutzprogramm) einen Beobachtungsabstand von 100 Yards fest, der für alle großen Walarten gilt, während die neuseeländischen Meeressäugerschutzgesetze einen Mindestabstand von 54 Yards von allen Walen oder Delfinen im offenen Gewässer vorsehen.

Demgegenüber gibt es in Norwegen keine Gesetze oder Regelungen, die Meeressäuger vor menschlichen Interaktionen schützen, wenn sie in der freien Natur stattfinden. Das bedeutet, dass Visser und das Unternehmen, diese Gesetzeslücke, die die Wale in einer Walfangnation geschützt hätten, bewusst ausnutzten.

Zudem, nachdem Visser von dem Tauchunternehmen als „Wissenschaftlerin“ betrachtet wurde, die öffentlich ihre Bedenken gegenüber Schwertwalen in Menschenobhut bekundete, wäre es überhaupt fragwürdig, dass sie ihr erlauben, als „Reiseführer“ zu fungieren und dabei gerade den Tieren zu schaden, um die sie sich angeblich so sehr sorgte. Das bringt mich zu dem nächsten Punkt, in Bezug auf Vissers fragwürdige Ethik, wenn es um die Erforschung von wilden Orcas geht.

Fragwürdige Scheinheiligkeit

Die größten ethischen Bedenken in Bezug auf Ingrid Visser basieren auf der Tatsache, dass sie eine lange Reihe von Interaktionen mit wilden Orcas vor der neuseeländischen Küste aufweist, während sie Zoos wegen der Beherbergung von Schwertwalen angreift. Viele ihrer Interaktionen mit den Tieren hätten leicht zu einer unabsichtlichen Schädigung von Neuseelands wildem Orcabestand führen können. Aber es gibt noch etwas, das sehr viel bedenklicher ist als ein potentieller Unfall eines Freaks mit einem wilden Orca: Sie ruft sowohl die Öffentlichkeit als auch ihre Online-Fans dazu auf, ebenfalls an solchen Interaktionen teilzunehmen.

In vielen Videos und Fotos, die sie und ihr Team veröffentlichen, wenn sie ihre Aktualisierungen bekanntgeben, kann man Visser dabei beobachten, wie sie mit den Händen aufs Wasser klatscht, um die Tiere zu rufen und so ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Bei ihren Interaktionen vom Boot aus, kann man sehen, wie sie manchmal die Füße auf den Körper des Tieres legt, um sie zu massieren oder sie anpustet. Einige dieser Interaktionen finden außerhalb von Strandungen statt.

Bei den Interaktionen zwischen Mensch und wildem Orca wirbt und beteiligt sie sich daran den wilden Orcas zu schaden. Denn Forschungen haben bewiesen, dass Interaktionen zwischen Mensch und wilden Meeressäugetieren dazu führen können, dass die Tiere die Fähigkeit verlieren können, sich zu verteidigen und dem Menschen gegenüber zu zutraulich werden, was ihr Überleben gefährdet. In der Folge kann es die Überlebenschancen der Tiere reduzieren und möglicherweise dadurch die Menschen in gefährliche Unfallsituationen mit ihnen bringen.

Während Vissers Forschungserlaubnis als Argument aufgefasst werden kann, ihr diese Interaktion mit den Meeressäugetieren zu erlauben, sollte bemerkt werden , dass die Schwertwale im SeaWorld ihr ganzes Leben in der Gesellschaft von Menschen verbracht haben und an Interaktionen mit ihnen gewöhnt sind. Diese Interaktionen sind nötig, um die Tiere in ihrem Alltag gesund und aktiv zu halten und so ihr Wohlergehen zu sichern. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die die Gelegenheit hatten Schwertwale und andere Tierarten in Zoos oder Aquarien zu erleben, mehr dazu animiert werden, das Wildleben zu respektieren, was Visser weder durch ihre Interviews noch über die sozialen Medien erreicht.

Es sollte außerdem beachtet werden, dass Vissers Forschungserlaubnis, die von der neuseeländischen Regierung ausgestellt wurde, sich nur auf eine nicht invasive Forschungsarbeit mit wilden Orcas bezieht und nicht beinhaltet, mit ihnen zu schwimmen oder zu spielen, als wären es ihre Haustiere. In Neuseeland beträgt allein die Strafe für das Belästigen wilder Meeressäugetiere rund $250,000,

Zusammenfassung 

Bei der Beurteilung von Vissers Beteiligung an der verbraucherbasierten Klage gegen SeaWorld, muss man ihre fragwürdige Ethik in Frage stellen, bevor man sie als unabhängige „Expertin“ in Betracht zieht. Dazu müsste auch ihr fragwürdige Ethik berücksichtigt werden, wenn es darum geht, wie sie die wilden Orcabestände  erforscht, welche Nähe sie zu radikalen Tierrechtsaktivisten hat und der Schaden, der den Tieren dadurch zugefügt werden kann. So sehr ich Visser als Wissenschaftlerin respektiere, muss ich auf einige ihrer unethischen Praktiken hinweisen, wie sie solche Forschungen betreibt.

Es geht hier mehr darum, Visser in die Pflicht zu nehmen, in der Hoffnung, sie dazu zu bewegen, mehr Verantwortung zu übernehmen und den nötigen Respekt zu zeigen, wie es Walforscher an der Westküste tun.