Der Loro Parque ist nach dem Teide-Nationalpark die am zweithäufigsten besuchte Attraktion auf der Insel Teneriffa. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1972 setzt sich der Park für die Pflege und den Schutz von Arten ein, sowohl in den Einrichtungen der Botschaft für Tiere als auch auf der ganzen Welt. Auf diese Weise wurde der Zoo, der von Wolfgang Kiessling, heute Präsident des Unternehmens Loro Parque und der Loro Parque Fundación, gegründet wurde, zu einer der angesehensten Institutionen auf diesem Gebiet. Zusammen mit der Loro Parque Fundación verfügt er derzeit über das größte und vielfältigste Reservat an Papageienarten und -unterarten der Welt und ist damit die international führende Zuchteinrichtung.
Zum ersten Mal seit der Gründung des Projekts GastroCanarias haben wir uns einen Tag der Fütterung von Tieren gewidmet. Das Team hatte die Möglichkeit, aus erster Hand etwas über die Ernährung der verschiedenen Arten des Loro Parque zu erfahren. Dafür hatten wir die wertvolle Unterstützung von Rafael Zamora Padrón, wissenschaftlicher Leiter der Loro Parque Fundación (gegründet 1994) und renommierter Biologe mit dem Spezialgebiet Zoologie. Außerdem hat uns Nicolás Perdomo Linares, Agraringenieur im Loro Parque und Verantwortlicher für die Fincas des Unternehmens, weitere Informationen über den Bio-Anbau gegeben, aus dem sämtliche Produkte stammen.
Schon immer war die Priorität im Park, dass die Lebensmittel biologisch sind. Nicolás Perdomo erklärt, dass sie sich darauf geeinigt haben, dass alles so natürlich wie möglich für die Tiere sein muss. „Das hat mit den Sicherheitsvorschriften zu tun. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die Produkte, die wir den Tieren im Park anbieten, keine Chemikalien oder Bakterien enthalten, die der Gesundheit und Lebensqualität der Tiere schaden können“, sagt der Ingenieur.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist, dass sie keine Pestizide verwenden, sondern Insekten, um mögliche Plagen zu kontrollieren. Die Fincas sind beim ICCA (Kanarisches Institut für Agrar- und Lebensmittelqualität) registriert und jedes Jahr wird eine Inspektion durchgeführt, um das für den Anbau verwendete Wasser und die den Pflanzen zugeführten Nährstoffe zu überprüfen. Perdomo erklärt, dass sie zwei Jahre gebraucht haben, bis alle Giftstoffe aus den Vorjahren vollständig von der Finca eliminiert waren.
Die Produkte, die die Tiere zu fressen bekommen, sind die gleichen wie die, die Menschen zu sich nehmen. Im renommierten Brunelli’s Steakhaus oder im bekannten Hotel Botánico & The Oriental Spa Garden sowie im Aquarium Poema del Mar (auf Gran Canaria) oder im Siam Park, im Süden Teneriffas, die alle zum Loro Parque Unternehmen gehören, wird alles mit Gemüse und Obst zubereitet und gekocht, das in den eigenen Bio-Fincas und Gärten angebaut wird. „Die Qualität der Produkte für unsere Tiere und auch für unsere Kunden hat für uns oberste Priorität“, sagt Nicolás Perdomo.
In den Gärten bauen sie alles an, von Salat, Endiviensalat und Auberginen bis hin zu Zuckerrohr, Tamarinde, Litschi und tropischen Früchten und vieles mehr. Im Park wird darauf geachtet, dass möglichst viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten zur Verfügung stehen, damit die Tiere nicht immer das gleiche zu fressen bekommen, verschiedene Vitamine erhalten und auch die Möglichkeit haben, verschiedene Geschmäcker zu entdecken.
Das Obst und Gemüse werden nicht tiefgefroren, sondern wird jeden Montag und Donnerstag frisch geerntet. Einige dieser Produkte haben einen weiteren Verwendungszweck, indem sie zur Umweltanreicherung eingesetzt werden. Es ist eine Herausforderung, die Umgebung, in der die Tiere leben, so gut wie möglich ihrer natürlichen Umgebung nachzuempfinden.
Der Loro Parque setzt auf ein präventives System, um die Gesundheit der Tiere zu garantieren. „Es ist sehr wichtig, ein gutes Team von Tierärzten zu haben, aber es ist ebenso wichtig, ein System zu haben, das es schafft, Gesundheitsrisiken so weit wie möglich zu minimieren“, sagt der wissenschaftliche Leiter und Biologe.
Zum anderen sind die Fütterungszeiten unterschiedlich, aber alle Tiere im Park erhalten immer morgens als erstes ihr Futter. Zwischen 6:00 und 7:00 Uhr bereiten die Mitarbeiter das Futter für die jeweiligen Arten vor.
Vögel
Papageien haben eine hohe Lebenserwartung, sie werden leicht über zwanzig Jahre alt. „Um diese Lebenserwartung zu erhalten, ist einer der Erfolgsfaktoren, dass sie abwechslungsreiche und mit Antioxidantien angereicherte Mahlzeiten zu sich nehmen“, sagt Zamora. Der Unterschied in der Natur besteht darin, dass sich diese Tiere merken müssen, welcher Baum gerade reif ist und sie das jedes Jahr bei der Nahrungssuche berücksichtigen müssen, um zu jeder Jahreszeit Nahrung zu finden.
Dabei muss man sich bewusst sein, dass jede Papageienart sich anders ernährt. Die Loro Parque Fundación verfügt über das größte genetische Reservat von Papageien der Welt. „Das tropische und subtropische Klima auf Teneriffa erlaubt uns, alle Papageienarten der Welt unter guten Bedingungen zu halten“, erklärt Rafael Zamora. Auch die Qualität von Obst und Gemüse muss beachtet werden, denn die Nahrung, die sie zu sich nehmen, muss der natürlichen aus ihrem Herkunftsgebiet entsprechen.
Das großartige Team von Fachleuten im Loro Parque muss sich auf jede Art von Tier einstellen. Sie bereiten täglich verschiedene Obstsalate zu, denn es ist wichtig, dass sie immer wieder anders sind. „Wir kombinieren jedes Mal drei verschiedene Obstsorten, damit die Tiere Abwechslung haben. Denn das Wichtigste für sie ist Abwechslung“, sagt der Biologe.
Es gibt ein Protokoll, das sich laufend ändert und vorschreibt, wie das Futter präsentiert werden muss und was es beinhalten soll. Es gibt einen Plan mit Angaben dazu, was den Tieren zu fressen gegeben wird. Auch die Menge des Futters ist wichtig. Die Papageien werden zweimal gefüttert, manchmal auch bis zu viermal; außerdem wird das Wasser gewechselt. Hierbei ist es wichtig, dass die Pfleger berücksichtigen, dass Papageien kein abgestandenes Wasser trinken, sondern sich immer die frischeste Quelle suchen. Deshalb wurden in mehr als 1.600 Volieren Mikro-Sprinklerduschen installiert, die künstlichen Regen erzeugen und dadurch zur Umweltanreicherung beitragen.
Außerdem wird ein Kuchen hergestellt, der für die Papageien unverzichtbar ist, da er aus natürlichen Mehlen, sowohl Weizen als auch Mais, besteht und Datteln, Rosinen, Pflaumen und die von ihnen benötigten Mineralien hinzugefügt werden. „Sie bekommen ihn aber nicht jeden Tag zu fressen, so bleibt für sie ein Überraschungsmoment“, erklärt Zamora.
Die Ernährung, die die Tiere im Park erhalten, ist ausgewogener als das, was sie unter bestimmten Umständen in der Natur finden. In der Natur haben sie mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen, unter anderem bei der Nahrungsbeschaffung. Zu bestimmten Zeiten müssen sie Tausende von Kilometern zurücklegen, um Nahrung zu finden, und oft müssen sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Nachkommen nach Nahrung suchen. Das kann zu Stress führen, der, wie Rafael Zamora erklärt, zwar ein natürlicher Stress ist, der sie aber dennoch zwingt, ständig wachsam zu sein: „Dadurch haben sie einen sehr hohen Energieverbrauch. Deshalb haben viele Tiere in kontrollierten Umgebungen eine höhere Lebenserwartung“.
Heute produzieren sie das gesamte Futter, das die Tiere brauchen, selbst, sogar das Lebendfutter, das sie früher aus anderen Quellen bezogen. Es ist ein Prozess, der nach und nach umgesetzt wurde und der entscheidend für die Gesundheit der Tiere im Park ist.
Rafael Zamora erzählt uns, dass sie vor Jahren Saatgut von verschiedenen Firmen kauften und dann die entsprechenden Mischungen für jede Papageienart herstellten. Später entdeckten sie Versele-Laga, die “Könige der Körner” weltweit. Dies ist ein belgisches Unternehmen, das inzwischen einer der größten Sponsoren der Loro Parque Fundación geworden ist. „Sie waren selbst überrascht, wie gesund die Papageien waren und wollten wissen, welche Formel wir verwenden“, sagt der wissenschaftliche Leiter. So kam es zu einer Zusammenarbeit, bei der sie Qualität und Wissen austauschten und etwas Gutes für die Welt produzierten.
Wassertiere
Zum Füttern der Fische gibt es einen Zugang von oben, einige Brücken, von denen aus die Aquaristen die Fische füttern. Die Korallen, die ja auch Tiere sind, müssen Sie einzeln füttern. Dafür wird ein Brei hergestellt und mit verschiedenen Utensilien, mit denen man an jedes Tier nah herankommt, verabreicht.
Die Aquaristen müssen sehr sorgfältig arbeiten und überprüfen, ob alle Fische das fressen, was für sie richtig ist, denn es gibt einige Fische, die an der Oberfläche fressen, andere, die im mittleren Teil des Beckens fressen und welche, die am Boden fressen. An der Oberfläche sieht es so aus, dass sie alle essen, weil es ihnen schmeckt, aber es ist sehr schwierig zu kontrollieren. Bei anderen Tieren, wie z. B. Ottern, ist es einfacher, weil es nur wenige von ihnen gibt und man sehen kann, welche fressen und welche nicht. Wenn es einen gibt, der eher isoliert ist, warten die Pfleger, bis die anderen essen, um ihm seine Ration zu geben. In diesem Fall Fisch, vorzugsweise Süßwasserfisch wie z. B. Forelle.
In der Anlage erfolgt eine Kontrolle des Fisches und eine Messung des Histamins, denn das ist ein Stoff, der Allergien bei den Tieren verursachen kann. Der Fisch kommt auf direktem Weg an und wird eingefroren. So ist es, als wäre er frisch gefangen: „Die Qualität des Fisches muss die beste sein, denn davon hängt die Gesundheit der Tiere ab“, sagt Zamora.
Säugetiere
Säugetiere, wie z.B. Gorillas, brauchen eine Vielzahl von Früchten und der Vitamin-C-Spiegel muss immer aufrechterhalten werden. In den Küchen lagern sie einen Blütenhonig, der keine giftigen Stoffe enthalten darf, und geben ihn in Baumstämme, damit die Tiere ihn selbst finden können. Von den Palmblättern, die ihnen die Pfleger morgens geben, brechen die Tiere die Zweige ab und machen sich ihren eigenen Löffel, mit dem sie den Honig herausholen. „Wir möchten, dass die Tiere lernen, wie schwer es ist, an ihr Futter zu kommen, und dass sie sich in Situationen wie diesen, in denen sie ihre Intelligenz und Geschicklichkeit einsetzen müssen, behaupten können“, sagt Zamora.
Für die Fütterung so großer Tierarten, gibt es ein Sicherheitsprotokoll, bei dem die Tiere über einen kontrollierten Zugang mit Sicherheitssystemen und Doppeltüren gefüttert werden. Außerdem sollte der Pfleger nie alleine gehen, es müssen immer zwei Personen sein. Bei Reptilien, wie z. B. dem Alligator, verhält es sich genauso. In diesem Fall bekommen sie weißes Fleisch wie Huhn zu fressen, weil es gesünder ist und die Verdauung erleichtert, denn diese ist bei diesen Arten sehr langsam.
Loro Parque muss sicherstellen, dass das Futter, das die Tiere normalerweise in ihrem natürlichen Lebensraum haben, auch in dem für sie angereicherten Raum vorhanden ist. Im Fall der Roten Pandas, die mehr als 400 Gramm Bambus pro Tag fressen, wurden bis zu acht verschiedene Sorten angebaut. „Diese Art frisst nur frische Bambussprossen, also muss man sie ihnen auch jeden Tag zur Verfügung stellen“, sagt Rafael. Er betont auch, dass sie so natürlich wie möglich essen sollen. Das heißt, dass sie den Bambus selbst abbrechen und die Triebe entfernen, so wie sie es in der freien Natur tun würden.
Die Biologie des Tieres und seine Ernährung sind aufeinander abgestimmt
Auch beim Füttern von Fleisch versuchen die Fachleute, den Überraschungseffekt zu erhalten, damit die Tiere nicht gelangweilt sind. Das Wichtigste ist hierbei die Präsentation. In vielen Fällen verstecken sie das Fleisch, damit die Tiere ihren Geruchssinn nutzen und ihren täglichen Bewegungsdrang ausleben können.
Außerdem wechseln sie die Fleischteile und geben ihnen Stücke von der Keule, der Lende, dem Hals… und nicht zuletzt das Blut. „Im Sommer machen wir Eiswürfel mit Fleisch darin und die Tiere müssen warten, bis es schmilzt, bevor sie es essen können. Durch diesen Anreiz werden sie unterhalten und aktiv gehalten. Wir setzen keine lebenden Tiere hinein, weil dafür keine Notwendigkeit besteht. Wir geben den Tieren eine kontrollierte Qualität, so als ob sie für Menschen wäre“, sagt der wissenschaftliche Direktor der Loro Parque Fundación.
In der Trächtigkeitsphase beginnen die Weibchen, genauso wie bei den Menschen, mit der Suche nach der Nahrung, die der Körper benötigt. „Tiere die zuvor keine rote Paprika mochten, verlangen plötzlich danach. Der Pfleger muss aufmerksam sein, um dem Tier die Möglichkeit zu geben, die Nahrung zu bekommen, die es braucht“, erklärt Rafael Zamora.
Abschließend ist es wichtig zu wissen, dass im Park niemals Lebensmittel ohne vorherige Rücksprache mit dem Team verfüttert werden dürfen. Zamora erzählte zum Beispiel, dass er gebeten wurde, Brombeeren in die Ernährung der Gorillas aufzunehmen, aber eine große Menge davon kann zu Magenproblemen führen. Daher wurde empfohlen, nur die Zweige ohne Früchte zu verwenden.
Anhand all dieser Informationen wird deutlich, dass die Ernährung der Tiere, so könnte man sagen, sehr abwechslungsreich und individuell ist. Im Loro Parque ist, wie im menschlichen Leben, optimale Ernährung das A und O, denn sie ist die wichtigste Lebensgrundlage und die Voraussetzung für eine gute Gesundheit.