Eine kürzlich in der Fachzeitschrift Applied Animal Behaviour Science veröffentlichte Studie, an der der Loro Parque mitgearbeitet hat, hat erstmals die Persönlichkeit und das Wohlbefinden von 26 Orcas bewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass die extrovertiertesten und dominantesten Schwertwale ein größeres subjektives Wohlbefinden haben. Das heißt, sie erleben mehr positive Emotionen und fühlen sich zufriedener. Dieses wegweisende Projekt baut auf früheren Studien auf, die im Loro Parque zur Persönlichkeit von Orcas durchgeführt wurden, und verwendete Erhebungsbögen zur Bewertung des Wohlbefindens, die auf früheren Studien mit Menschen basieren.
Ziel der Untersuchung war es, einerseits die Nützlichkeit eines Erhebungsbogens zur Beurteilung des Wohlbefindens bei Cetaceen zu zeigen, und andererseits die Beziehungen zwischen Persönlichkeit, Wohlbefinden und subjektivem Wohlbefinden bei dieser Tierart zu untersuchen. Um dies zu erreichen, wurden drei verschiedene Erhebungsbögen verwendet: ein Erhebungsbogen, der zuvor bereits für diese Tierart angewandt wurde, ein weiterer für Menschen, Primaten und Katzen; und ein weiterer für das charakteristische Wohlbefinden von Schwertwalen, der unter anderem positive und negative Indikatoren für das Wohlbefinden in Bezug auf Sozialverhalten und Interaktionen mit der Umwelt, die körperliche Verfassung, arttypische und abnormale Verhaltensweisen, die Fähigkeit, Situationen zu akzeptieren und die Beziehung zu Artgenossen und zu Menschen umfasste.
In diesem Sinne sind es die Trainer und Tierärzte, die die Tiere nach jahrelanger Arbeit mit ihnen genau kennen und die besten Ergebnisse beim Ausfüllen der Erhebungsbögen und bei der subjektiven Bewertung des Wohlergehens jedes Tieres erzielen. Das Projekt, das im Loro Parque konzipiert und durchgeführt wurde, umfasste die Zusammenarbeit mit SeaWorld Orlando, SeaWorld San Diego und SeaWorld San Antonio/Texas, um die Anzahl der untersuchten Tiere zu erhöhen und so statistisch signifikante Ergebnisse zu erzielen.
Dr. Javier Almunia, Direktor der Loro Parque Fundación, wies darauf hin, dass „diese Arbeit zeigt, dass Zoos und Aquarien bei der Erforschung des Wohlbefindens exotischer Tiere eine Vorreiterrolle haben“ und er betonte, „wie wichtig es ist, diese Art der Forschung auch bei anderen Arten fortzusetzen“.
Dr. Yulán Úbeda, die Verfasserin der Studie und Forscherin an der Universität Girona, erklärte ihrerseits, dass es zwar bisher „ein Protokoll zur Bewertung des subjektiven Wohlbefindens von Delfinen gab, dessen Aussagefähigkeit aber noch nicht geprüft wurde. Dies ist also das erste Mal, dass die Aussagefähigkeit eines Erhebungsbogens zur Beurteilung des Wohlbefindens eines Wals empirisch nachgewiesen wurde“.
Darüber hinaus fügte sie hinsichtlich der festgestellten Abhängigkeit zwischen den für die Persönlichkeit, das Wohlbefinden und das subjektive Wohlbefinden ermittelten Faktoren hinzu, dass beispielsweise das subjektive Wohlbefinden mit Extrovertiertheit und Dominanz einhergeht, und dass Nervosität oder das Vorhandensein von abnormalem Verhalten das subjektive Wohlbefinden negativ beeinflussen. Dies wurde bereits zuvor bei Menschen, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans beobachtet, und scheint auf eine gewisse evolutionäre Konvergenz hinzuweisen.