Bereits zum dritten Mal lud der Loro Parque am 21. Juni Abgeordnete des Deutschen Bundestags und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Vertreter von Fachbehörden sowie von Tourismus-, Natur- und Tierschutzverbänden zu einem hochkarätig besetzten Parlamentarischen Abend in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft ein.
Unter dem Titel „Moderne Zoos – als Naturschutzzentren und Botschafter der Tierwelt wichtige Partner für Tierschutz, Bildung, Wissenschaft und Forschung“ hoben der Schirmherr des Abends, Dr. Gero Hocker als der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sowie der Präsident und Gründer des Loro Parque, Wolfgang Kiessling, in ihren Grußworten die große Bedeutung moderner Zoologischer Gärten für den einzigartigen blauen Planeten Erde hervor. Zudem galt es an diesem Abend, den verheerenden Verlust der biologischen Vielfalt stärker ins Bewusstsein der Politik und der Öffentlichkeit zu rücken.
Zentrales Thema war neben der unmittelbaren Bedeutung moderner Zoos für den Natur-, Arten- und Tierschutz auch ihre Bedeutung für Forschung und Bildung. Zoologische Gärten werden weltweit jährlich von mehr als 700 Millionen Menschen besucht, und sensibilisieren ihre Besucher als reale Begegnungsstätten zwischen Mensch und Tier für die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Umgangs mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen. Dies betonte in seinem Impulsvortrag „Zoos als wichtige Partner für Bildung und Forschung“ auch Dr. Christian Böhm, der im Bundesministerium für Bildung und Forschung für den Bereich „Forschung zu Biodiversität und Ökosystemen“ verantwortlich ist.
Die Bedeutung des Engagements des Loro Parque und seiner Naturschutzstiftung zeigte der Präsident der Loro Parque Fundación, Christoph Kiessling, in seinem Impulsvortrag „Artenschutz, Bildung, Forschung und Klimaschutz – die Beiträge der Loro Parque Fundación zum One Plan Approach to Conservation der IUCN“.
Die Schwerpunkte liegen dabei in Artenschutzprojekten für seltene Papageienarten und in Meeresschutzprojekten, zudem werden verschiedene Projekte zum Schutz von Löwen, Orang-Utans oder Elefanten von der LPF gefördert. Die Projekte der LPF werden im Sinne des One Plan Approach to Conservation der IUCN sowohl ex situ durch die Nachzucht bedrohter Arten sowie durch Umweltbildung und Forschung im Loro Parque als auch – in Kooperation mit der einheimischen Bevölkerung – in situ in den natürlichen Lebensräumen der Tiere umgesetzt.
Loro Parque präsentierte den Gästen des Parlamentarischen Abends zudem in einer Uraufführung den Film „Die Wahrheit über Sanctuaries“. Dieser Film macht deutlich, dass die im Rahmen wahrheitswidriger Kampagnen bevorzugt gegen renommierte moderne Delfinarien erhobene Forderung radikaler Zoogegner, Delfine, Orcas und Belugawale in für ihr Wohlbefinden angeblich bessere sogenannte „Sanctuaries“ zu überführen, in der Realität offensichtlich ein Vorwand ist, um moderne zoologische Einrichtungen zu diskreditieren, und um bei gutgläubigen Tierfreunden Spendengelder einzuwerben. Gut funktionierende „Sanctuaries“ für Walartige Tiere (Cetaceen) existieren – im Gegensatz zu den Behauptungen der ideologisch motivierten Zoogegner – weltweit nicht.
Die große Bedeutung moderner Delfinarien im Sinne des One Plan Approach to Conservation wurde von der Duisburger Zootierärztin und Meeressäugerexpertin Dr. Kerstin Ternes hervorgehoben, die in dem in Kooperation mit dem Forschungskurator des Tiergarten Nürnberg, Dr. Lorenzo von Fersen, erstellten Impulsvortrag „Delfine in modernen Zoos als Modell für integrierten Artenschutz – wenn Zoos zur letzten Chance werden“ deutlich machte, dass die ideologisch begründete Ablehnung von modernen Delfinarien für den Natur-, Arten- und Tierschutz gefährlich ist.
Wie bedrohlich angesichts von jetzt bereits mehr als 40.000 in den Roten Listen geführten Tier- und Pflanzenarten die Situation im Naturschutz insgesamt ist, und welchen Beitrag moderne Zoos leisten können, diese verhängnisvolle Entwicklung aufzuhalten und möglichst umzukehren, zeigte der Impulsvortrag des Leipziger Zoodirektors und Präsident des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ), Professor Dr. Jörg Junhold, mit dem Titel „Reverse the Red – Artenschutz, Bildung und Forschung im modernen Zoo“. Immer mehr größere Zoos, wie die Zoos von Leipzig, Köln, Wien, sowie auch der Loro Parque und die Zooverbände engagieren sich in den Expertengruppen der IUCN, um im Rahmen des Projekts „Reverse the Red“ dem dramatischen Artensterben zu begegnen.
Große Bedeutung für die Umweltsensibilisierung der Bevölkerung hat zudem die Zoopädagogik. Nicht von ungefähr sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung vor, die Bildungsarbeit Zoologischer Gärten zu unterstützen.
Die von dem Artenschutzbeauftragten des Loro Parque, Wolfgang Rades, moderierte Gesprächsrunde war mit der stellvertretenden Direktorin des Tierpark Bochum, Kerstin Schulze, dem Geschäftsführer des Bundesverbands für fachgerechten Natur,- Arten- und Tierschutz (BNA), Dr. Martin Singheiser, dem Berliner Publizisten und Mitbegründer der Artenschutzinitiative CITIZEN CONSERVATION, Heiko Werning, und dem Tierethiker Dr. Clemens Wustmans (Humboldt-Universität Berlin) kompetent besetzt. Die Teilnehmer betonten die große Bedeutung der realen Mensch-Tier-Begegnung in menschlicher Obhut, nicht zuletzt auch in verantwortungsvoll geführten Privathaltungen. Es wurde hervorgehoben, dass diese durch keine noch so gut gemachte Naturdokumentation, die ebenso wie andere virtuelle Möglichkeiten immer wieder von radikalen Zoogegnern als angebliche Alternative zur Tierhaltung angeführt wird, ersetzt werden kann.
Zur Stärkung der Bedeutung der Zoopädagogik würde sich Kerstin Schulze von der Politik eine weitere Aufwertung des außerschulischen Lernorts Zoo wünschen. Hierzu regte sie eine Bildungspartnerschaft an, wie sie zum Beispiel in NRW für Museen, Archive oder Gedenkstätten besteht. Zudem wäre eine finanzielle Unterstützung beim Unterhalt des außerschulischen Lernortes Zoo sowie die Verankerung eines Zoobesuchs im Rahmen einer Unterrichtsreihe in den offiziellen Lehrplänen der Schulen sinnvoll.
Eine angesichts der von Tierhaltungsgegnern immer wieder ins Spiel gebrachten ethischen Vorbehalten gegen die Wildtierhaltung bedeutende Argumentation pro tiergerechter Zoo- und auch Heimtierhaltung kam von Dr. Clemens Wustmans vom Lehrstuhl für Ethik der Humboldt-Universität Berlin. Denn gerade die globale Aussterbewelle bedrohter Arten mache es gemäß der Verantwortungsethik und der Interventionsethik dringend erforderlich, dass wir alles im Rahmen des Möglichen tun, um der Ausrottung
von Arten durch die Unwissenheit und Ignoranz vieler Menschen wirkungsvoll zu begegnen – und dazu zählt unbedingt auch die tiergerechte Tierhaltung sowohl im Zoo als auch in den Händen engagierter Privathalter.
Die positive Bedeutung der Tierhaltung für eine stärkere Sensibilisierung der Menschen für Natur-, Arten- und auch den pragmatischen Tierschutz wird nicht zuletzt auch dadurch deutlich, dass alle Referenten und Diskutanten dieses Parlamentarischen Abends sich schon durch die frühe Begegnung mit Tieren in Tierhaltungen für die Tierwelt und ihren Schutz besonders zu interessieren begannen.
Insgesamt gab dieser Parlamentarische Abend des Loro Parque den Gästen und Teilnehmern gute und reichhaltige Grundlagen für die sich anschließenden interessanten Gespräche und Diskussionen, die im weiteren Verlauf dieses interessanten Abends auch in kleineren Gesprächsrunden fortgesetzt wurden.